Luise Otto                              Am Schluß des Jahres 1849

1819 – 1895

Die Glocken hallen dumpf am Jahresende,
In diesen schweren unheilvollen Zeiten
Ins Grab die deutsche Freiheit zu geleiten -
Ach! ohne Hoffnung daß ihr Los sich wende!
 
Gefängnis, Flucht und Tod - das ist die Spende
Für Alle, die dem Vaterland sich weihten,
Dem Volke Recht und Einheit zu erstreiten,
Daß es zu einem Reiche sich verbände!
 
Und doch, und doch! - Die Freiheit kann nicht sterben
Ein Volk, das sich so opferfroh gezeigt,
Kann nicht für immer, kann nicht ganz verderben!
 
Und wenn auch jetzt der Hoffnung Saat verblüht -
Wir säten doch - das Volk wird einst noch erben
Um was wir kämpfen und noch nicht erreicht.
 

 

 

 

 

 

 

 

Luise Otto-Peters                   Die Familie    

1819 – 1895

O selig, wer den stillen Bord gefunden

Und fröhlich schaffend weilt im Kreis der Seinen,

Die sich am heim’schen Herde gern vereinen,

Von treuer Liebe trautem Arm umwunden.

 

Gesegnet sind des Hauses Feierstunden,

Die mit dem Abendsterne mild erscheinen!

Der Gatte küßt die Gattin, herzt die Kleinen,

Und alle fühlen jubelnd sich verbunden.

 

Ein heilig Band! o mög’ es fest sich schlingen

Um alle, die sich gleichen Namens nennen,

Und Lieb’ um Liebe sich entgegenbringen!

 

Doch soll das Haus nicht von der Menschheit trennen,

Es darf in ihm ihr Mahnwort nicht verklingen:

Man wird die Saat an ihrer Frucht erkennen.